Jede zehnte Schmetterlingsart in Europa ist vom Aussterben bedroht und auch das Bienensterben fällt immer wieder als Schlagwort in Sachen Naturschutz. Die 17 Millionen Gärten in Deutschland mit einer kombinierten Fläche, die so groß ist, wie die gesamten Naturschutzgebiete Deutschlands, bieten viel Potenzial für den Erhalt der Artenvielfalt. Eine bewusste, umweltschützende Gartengestaltung ist ganz einfach umzusetzen. Wir geben Ihnen hier einige hilfreiche Tipps und Hinweise für das ökologische Gärtnern.
Vom Naturgarten bis zur Bio-Saat
Umweltbewusste Gärtner können ihre persönliche grüne Fläche zwecks Naturschutz nutzen. Durch verschiedene Maßnahmen kann dabei Tieren und Pflanzen ein Lebensraum geboten werden. Die Gestaltung fängt dabei schon weit vor dem Gartenzaun an: Durch den bewussten Einkauf von nachhaltig produzierten und umweltschonenden Utensilien, Blumenerde und Saatgut können Sie schon viel für die Artenvielfalt und den Naturschutz tun, bevor Sie überhaupt etwas anpflanzen.
Wird der Garten als Naturgarten angelegt und geplant, wird dabei viel für die Umwelt getan. Aber auch kleinere Maßnahmen können einen großen Effekt in Sachen Naturschutz erzielen.
Materialien für den Naturgarten
Mit den richtigen Materialien für Gartenmöbel, Beeteinfassungen, Klettergerüste und Zäune tragen Sie bereits einen wichtigen Teil zum Naturschutz bei. Für Naturgärten und die ökologisch bewusste Gestaltung wird gerne der Naturrohstoff Holz genutzt. Doch jährliche Lasuren, Imprägnierungen und Anstriche können der Umwelt schaden. Widerstandsfähige Holzarten wie Kastanie kommen durch ihren hohen Gerbsäureanteil auch völlig ohne Nachbehandlung aus. Ein Staketenzaun ist daher eine nachhaltige Lösung für die Gartenumrandung. Die handgefertigten Staketen passen dabei auch optisch in den Naturgarten. Wird Holz im Garten verarbeitet oder genutzt, können Sie anhand des FSC-Siegels oder anderer Auszeichnungen erkennen, ob es aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft stammt. Mehr Informationen über den fairen Holzeinkauf lesen Sie hier.
Bio-Siegel für Pflanzen
Bei der Neugestaltung des Gartens oder der Bepflanzung sollten Sie auf das Bio-Siegel achten – dieses gibt es nicht nur bei Lebensmitteln. Bio-Pflanzen oder Bio Kräuter von BLU aus ökologischem Anbau sind weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge und gedeihen daher auch ohne chemische Spritz- und Düngemittel gut. Dank kräftiger Wurzeln wachsen Sie schnell an, womit die Begrünung vereinfacht wird. Gemüse und Obst aus ökologischem Saatgut sind zudem praktisch für alle Hobbygärtner und -köche: Die Arten haben eine längere Ernteperiode und reifen nicht alle zur gleichen Zeit.
Das Bio-Siegel ist nach europäischem Recht geschützt und lässt sich an dem grünen EU-Logo erkennen.
Pflanzenschutz ohne Gift
Kahl gefressene Salatköpfe und welkende Rosen: Es ist nachvollziehbar, warum viele Heimgärtner zu Pestiziden greifen. Doch es gibt viele Alternativen, um Blattläuse, Mehltau und Konsorten loszuwerden.
Hinweis: Stoffe wie Glyphosat werden als Pflanzenschutzmittel verkauft. Der Wirkstoff steht jedoch in Verdacht, die Artenvielfalt zu beeinträchtigen, menschliche und tierische Zellen zu schädigen und bestimmte Krebsarten zu begünstigen. Für den Naturschutz im Garten daher lieber auf Alternativen zurückgreifen.
- Gesunde Zier- und Nutzpflanzen werden mit Schädlingen meist fertig. Achten Sie auf standortgerechte, heimische und robuste Pflanzensorten.
- Saat- und Pflanztermin sollten Sie beachten. So kann das Zusammenkommen von empfindlichen Pflanzenstadien und den Schädlingen minimiert werden.
- Mit Windschutzpflanzen, wie Sonnenblumen und Stangenbohnen, wird der Wind gebremst. Dadurch erhöhen sich die Temperatur und die Verdunstung im Boden, was den Schädlingsbefall langfristig mindert.
- Ein sauberer Gehölzschnitt und die Verwendung eines biologischen Wundbehandlungsmittels ohne Fungizidzusatz sind wichtig.
- Förderung von natürlichen Nützlingen wie Vögeln, Marienkäfern, Fröschen und anderen Nützlingen durch Nisthilfen und naturnahe Elemente wie Hecken, Tümpel und Steinhaufen, verhindern das Überhandnehmen von Pflanzenfeinden.
- Feine Netze und Vliese in Kombination mit Drahtbögen halten Insekten von Gemüsebeeten fern.
Ökologisches Biotop: Gartenteich
Ein Gartenteich erfreut nicht nur seine Betrachter: An den Rändern gedeihen Wasser- und Sumpfpflanzen. Wasserkäfern, Fischen, Schnecken und Fröschen bietet er einen Wohnort und auch Vögeln und anderen Kleintieren dient er als Tränke. Richtig angelegt kann ein Gartenteich ein ökologisch wertvoller Lebensraum im heimischen Garten sein. Zur Abdichtung gibt es die natürlichen Mittel Lehm und Ton, aber auch der Einsatz von Folie ist möglich. So gibt es inzwischen auch Teichfolien aus umweltfreundlichem Polyethylen oder Kautschuk.
Reduktion der Torfnutzung im Garten
Bei gesundem Gemüse und duftender Blumenvielfalt denkt man nicht, dass dies negative Folgen für die Natur haben kann. Doch handelsübliche Blumenerde besteht häufig überwiegend aus Torf, wodurch Moore weltweit zurückgehen. Ein Viertel der zehn Millionen Kubikmeter Torf, die jährlich in Deutschland verbraucht werden, wandern in Blumentöpfe und -beete. Dabei gibt es Alternativen für die torfhaltige Blumenerde, damit die Moore, welche wichtige Kohlenstoffspeicher sind, erhalten bleiben können.
Torffreie Produkte auf Kompostbasis sind eine gute Lösung. Achten Sie bei dem Kauf der Blumenerde auf die Kennzeichnung mit dem Bio-Siegel. Zudem gibt es auch torfreduzierte Blumenerden, in denen weniger Torf als in herkömmlichen Erden genutzt wird.
Einer der besten Wege zum Gärtnern ohne Torf ist daher die Anlage eines eigenen Komposts. Das angefallene organische Material des Rinden- und Grünschnittkomposts bietet durch die hohe biologische Aktivität eine gute organische Düngewirkung. Der Kompost kann dabei jährlich mit einer Schaufel in den Boden eingearbeitet werden.
Schnelltipps für den ökologischen Garten:
- Frischer Kompost: Zum Düngen der Beete verwenden.
- Reifer Kompost: Ersetzt den Torf als Bodenverbesserer.
- Säurewert des Komposts mit Teststreifen testen. Wenn der pH-Wert unter 6 liegt, den Kompost kalken.
- Bei Schneckenplage die alten Mulchreste entfernen.
- Ökologisch erzeugtes Saatgut und einheimische Sorten tragen zum Schutz der Natur bei.
- Obstbäume lassen sich mit einem Kalkanstrich gegen Temperaturschwankungen schützen.
- Eine Bodenuntersuchung alle 3 bis 5 Jahre verhindert ein Überdüngen oder den Nährstoffmangel des Gartenbodens.
- Starkwachsende Obstbäume erst Ende März zuschneiden.
Sie sehen also: Eine komplette Umgestaltung des Gartens ist nicht notwendig, um beim Gärtnern auf die Umwelt zu achten. Der Verzicht auf schädliche Lasuren und Düngemittel ist mit den richtigen ökologischen Alternativen durchaus möglich. Durch den bewussten Einkauf von Saat und Gartenmaterialien bieten Sie Tieren einen Lebensraum und tragen zum Arterhalt bei. Mit einem Naturgarten erzielen Sie einen guten Kompromiss zwischen Wildnis und geplanter Gartenstruktur, damit sich Mensch, Tier und Insekt wohlfühlen.